Behandlungeneinfach erklärt

Schuppenflechte ist noch nicht heilbar, aber gut behandelbar! Von Cremen, Salben, Tabletten über  Lichttherapie bis zu Biologika – es gibt viele Wege gegen Schuppenflechte vorzugehen, sodass du deine Erkrankung fast vergessen kannst! Die Behandlung erfolgt nach Schwere der Erkrankung und der  Belastung in deinem Leben. Hautärzte informieren dich hier über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und was du dir von einer Behandlung heutzutage erwarten kannst. Regelmäßige Hautarztbesuche sind wichtig, damit du die für dich passende Therapie findest!

Wie wird Schuppenflechte behandelt?

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky: Patienten sollten zunächst einen Hautarzt aufsuchen, der mit ihnen alle wichtigen Fragen klärt: Wie lange besteht die Schuppenflechte? Gibt es Begleiterscheinungen wie Gelenksbeschwerden? Wie viel Körperoberfläche ist durch Psoriasis betroffen? Nur auf Basis dieser Informationen kann eine passende Therapie gefunden werden. Eine gute gemeinsame Gesprächsbasis zwischen Patienten und Arzt ist essenziell für den Erfolg.

Dr. Paul Sator: Für den Einsatz einer Therapie ist entscheidend, wo und wie schwer die Schuppenflechte auftritt. Entzündungen an sichtbaren Stellen wie Gesicht, Kopfhaut und Nägeln oder im Intimbereich erfordern spezielle Medikation. Auch persönliche Voraussetzungen des Patienten müssen berücksichtigt werden – wie Alter, Geschlecht, Beruf, allgemeiner Gesundheitszustand oder berufliche Belastungen.

Dr. Hans Skvara: Unabhängig vom Schweregrad der Psoriasis ist die Basispflege ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Dazu gehören rückfettende und pflegende Cremen, Salben oder Lotionen. Bei leichter Psoriasis erzielen zudem topische Therapien gute Ergebnisse – zum Beispiel mit Kortison- oder Vitamin-D3-Präparaten. Sie werden auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen.

Hier reichen Therapien „von außen“ meist nicht aus. Eine Systemtherapie wirkt von innen und hilft, massive Belastungen einzudämmen. Eine Form sind Biologika: Dabei handelt es sich um Eiweißmoleküle bzw. Antikörper, die gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe unterbinden und so die Entzündungen im Körper hemmen. Neben Systemtherapien werden auch Fototherapien zur Bekämpfung mittelschwerer bis schwerer Psoriasis eingesetzt. Dabei wird die Haut mit ultraviolettem Licht bestrahlt.

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky: Der Juckreiz wird deutlich besser, wenn Psoriasis adäquat therapiert wird. Bei leichteren Formen helfen Lokaltherapien, bei starker Ausprägung Systemtherapien wie Biologika. Die Basistherapie einer Schuppenflechte ist die gewissenhafte Körperpflege mit einer Bodylotion. Dabei sollte der ganze Körper mit einer Pflegecreme eingeschmiert werden. Diese muss nicht medizinisch sein, gehört aber täglich angewendet.

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky: Abgesehen von Kortison gibt es andere sogenannte topische Therapien, die äußerlich angewandt werden. Dazu zählen zum Beispiel Monotherapien mit Vitamin D3. Auch Lichttherapien mit ultravioletter Bestrahlung werden eingesetzt – je nach Schweregrad mit oder ohne Tabletteneinnahme. Darüber hinaus stehen Systemtherapien wie Biologika zur Auswahl. Diese erzielen vor allem bei mittleren bis schweren Verläufen große Erfolge.

Dr. Paul Sator: Regelmäßige Arztkontrollen ermöglichen es, den Therapieerfolg genau festzustellen, aber auch Unverträglichkeiten und Begleiterkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Nur so lassen sich Anpassungen bei der Medikation vornehmen und die bestmöglichen Ergebnisse erzielen.
Eine Psoriasis-Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK aus 2018 hat allerdings gezeigt, dass viele Patienten in Österreich wegen ihrer Schuppenflechte gar nicht zum Arzt gehen. Das ist alarmierend.

Viele Psoriasis-Patienten sind unzufrieden mit ihrer Therapie und leiden unter einer eingeschränkten Lebensqualität. Das muss nicht sein: Wir wissen heute sehr viel über die Erkrankung. Mit diesem Wissen konnten noch gezieltere Behandlungen entwickelt werden, die bei vielen Patienten zu einer komplett reinen Haut führen. Es ist somit sinnvoll, dass Patienten regelmäßig ihren Arzt aufsuchen und sich über neue Behandlungswege informieren.

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky: Ein Tipp von mir ist, bereits mit Notizen zum Arztgespräch zu kommen: Warum möchte ich die Therapie wechseln? Welche Beschwerden und Nebenwirkungen habe ich? Warum komme ich mit der Therapie nicht gut zurecht? Gemeinsam mit dem Arzt kann dann entschieden werden, welche anderen Therapieoptionen zur Wahl stehen. Das gemeinsame Ziel muss sein: die bestmögliche Lebensqualität mit einer sicheren Therapie anstreben.

Wann werden Biologika bei Schuppenflechte eingesetzt?

Dr. Hans Skvara: In den letzten Jahren gab es speziell bei den modernen Biologika-Therapien sehr große Entwicklungsschritte. Eine vollkommene oder nahezu vollkommene Erscheinungsfreiheit der Haut ist durchaus ein realistisches Ziel geworden. Es muss aber auch erwähnt werden, dass nicht alle Patienten gleich von einer Therapie profitieren. Therapieziele zu definieren halte ich daher für besonders wichtig. Denn bei einem Patienten steht zum Beispiel eine weitgehend erscheinungsfreie Kopfhaut im Vordergrund, bei einem anderen Patienten vielleicht eher eine gut behandelte Nagelpsoriasis.

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky: Eine der wichtigsten Kriterien für die Wahl einer Therapie ist das Ausmaß der Psoriasis – das wird mit dem sogenannten Psoriasis Area and Severity Index (PASI) erhoben. Das ist ein wissenschaftliches Messinstrument. Ab einem PASI von 10 ist eine Systemtherapie notwendig. Das entspricht dem Ausmaß von etwa zehn Handflächen am Körper. Liegt der Wert darunter, wird in der Regel eine Lokaltherapie angewandt. Darüber hinaus fließen weitere Kriterien wie Begleiterkrankungen oder Lebensumstände in die Entscheidung mit ein. Die Therapiewahl erfolgt daher immer individuell und maßgeschneidert.

Dr. Paul Sator: Biologika zählen zu den Systemtherapien und werden per Injektion oder als Infusion verabreicht. Sie hemmen gezielt bestimmte Botenstoffe im Körper – wie TNF-alpha oder Interleukine (IL), welche die Entzündung bei Psoriasis fördern. Die heute verfügbaren Biologika unterscheiden sich vor allem darin, welcher Botenstoff gehemmt wird und wie oft sie verabreicht werden. Während etwa TNF-alpha-Blocker alle ein bis zwei Wochen verabreicht werden müssen, sind es bei IL-Blockern alle 2 bis 4 Wochen und bei den neuesten IL-Blockern zwei bis drei Monate.

Patienten müssen keine Angst haben: Biologika sind mittlerweile sehr gut in Bezug auf ihre Wirksamkeit und Sicherheit erforscht. Ein weiterer Vorteil für Patienten ist, dass Biologika-Therapien nur wenige Nebenwirkungen mit sich bringen.

Dr. Hans Skvara: Biologika werden in biotechnologischen Verfahren hergestellt. Sie werden dem Patienten als Injektion oder Infusion verabreicht. Biologika greifen gezielt in die Entzündung im Körper ein und halten diese auf.

Bei Psoriasis schüttet der Körper zu viele entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Dazu zählen der Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-alpha) oder Interleukine. Diese sind für den andauernden Entzündungsprozess verantwortlich. Die verfügbaren Biologika unterscheiden sich dadurch, dass sie auf unterschiedliche Botenstoffe einwirken. Je nach Patient und Schweregrad der Erkrankung gilt es, das passende Medikament zu finden.

Vor Therapiebeginn werden neben ausführlichen Diagnosegesprächen und Untersuchungen unter anderem eine Blutabnahme, ein Tuberkulose-Screening und der Check des Impfstatus durchgeführt. So können weitere Erkrankungen ausgeschlossen und Nebenwirkungen minimiert werden. Hierbei ist besonders eine Abklärung von Infektionskrankheiten wichtig. Bei Frauen wird zudem ein Schwangerschaftstest empfohlen.

Dr. Knut Prillinger: Biologika sind keine chemischen Substanzen wie beispielsweise Tabletten. Es handelt sich dabei um Proteine – also Eiweiße –, die in lebenden Zellen hergestellt werden. Diese blockieren selektiv bestimmte Botenstoffe im Körper, die bei Psoriasis für Entzündungen sorgen. Nicht jedes Biologikum wirkt bei jedem Patienten gleich gut. Für die Wahl des geeigneten Biologikums werden unterschiedliche Parameter wie z.B. Effektivität, Begleiterkrankungen oder Benutzerfreundlichkeit berücksichtigt. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt muss daher die passende Biologika-Therapie gefunden werden.

Dr. Knut Prillinger: Eine definitive Antwort auf diese Frage gibt es derzeit nicht. Als einfache Faustregel kann gelten, dass nach ungefähr 6 Monaten kaum noch Biologikum Konzentrationen im Blut nachweisbar sind. Beobachtungen zeigen, dass die Psoriasis nach Absetzen einer Biologika-Therapie wieder auftritt. Die genaue Dauer bis zum Rezidiv wird allerdings nicht nur von der biologischen Halbwertszeit des Medikaments beeinflusst, sondern auch von vielen individuellen Patientenkriterien, die derzeit im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen stehen. Bei einer kontinuierlichen Verabreichung, entsprechend der Empfehlung des Herstellers und der Verordnung des behandelnden Arztes, können Biologika aber jahrelang wirken und die Symptome kontrollieren.

Dr. Knut Prillinger: Bei Biologika steht dem hoch effektiven Nutzen nur sehr wenige Nebenwirkungen gegenüber. Wissenswert ist, dass sie zur Reaktivierung von Infektionserkrankungen führen können. Daher ist eine umfassende Voruntersuchung wichtig: Wir screenen vor Therapiestart mit einem Biologikum auf Infektionserkrankungen, wie Hepatitis-A/B/C, HIV und Tuberkulose. Wir empfehlen eine Aktualisierung des Impfstatus nach den Impfplanempfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit. Diese Aktualisierung soll durch den Hausarzt durchgeführt werden.

Dr. Knut Prillinger: Interessanterweise verläuft Psoriasis während der Schwangerschaft in den meisten Fällen besser. Dafür sorgt das physiologische Immunsystem der Schwangeren, das den Fötus schützt. Die meisten Patientinnen wünschen daher keine Systemtherapie während der Schwangerschaft. Kein einziges verfügbares Biologikum ist für die Therapie der Plaquepsoriasis in der Schwangerschaft zugelassen. Die meisten Daten zur Biologikumtherapie in der Schwangerschaft gibt es zu den TNF-alpha Blockern und stammen aus dem Bereich der Gastroenterologie und Rheumatologie. Entscheidungen müssen individuell mit der Patientin getroffen werden und bedürfen des Know-hows eines erfahrenen Dermatologen.

Zu den Personen

Doz. Dr. Paul Sator

Univ. Prof. Dr. Paul Sator

Dr. Paul Sator ist erster Oberarzt der Dermatologischen Abteilung im Krankenhaus Hietzing. Zu seinen Spezialgebieten gehören Psoriasis, atopische Dermatitis (Neurodermitis), Hautkrebs und operative Dermatologie.

Priv.-Doz. Dr. Hans Skvara

Priv.-Doz. Dr. Hans Skvara

Dr. Hans Skvara ist Facharzt für Dermatologie. Zuvor war er als Oberarzt an der Abteilung für Dermatologie und Venerologie im Landesklinikum Wiener Neustadt tätig. Zu seinen Spezialgebieten gehören die Früherkennung und Therapie entzündlicher Hauterkrankungen sowie Tumorerkrankungen der Haut und die operative Dermatologie.

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky

Dr. Katharina Wippel-Slupetzky ist Oberärztin sowie Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Haut Ambulanz im Gesundheitszentrum Wien Floridsdorf. Weitere Schwerpunkte sind Dermatologie und Venerologie. Ihr Spezialgebiet umfasst unter anderem Psoriasis und Neurodermitis.

Dr. Knut Prillinger

Dr. Knut Prillinger ist Oberarzt und Leiter der Psoriasisambulanz des Universitätsklinikums Sankt Pölten. Zu seinen Spezialgebieten gehören Psoriasis, atopische Dermatitis (Neurodermitis) und Rosacea.