Psoriasis Arthritiserkennen

Schmerzende, steife oder geschwollene Gelenke und entzündete Hautveränderungen? Das können Anzeichen einer Psoriasis Arthritis sein. Sie ist die häufigste Folge- oder Begleiterkrankung einer Schuppenflechte. Psoriasis Arthritis kann an vielen Gelenken auftreten und unterschiedlich ausgeprägt sein. Die gute Nachricht: es gibt moderne Therapien, die Psoriasis Arthritis unter Kontrolle bringen, um mögliche Gelenkschäden aufzuhalten. Ein Team aus Hautarzt und Rheumatologe kann dich bei Psoriasis Arthritis gut beraten!

Was ist Psoriasis Arthritis?

Dr. Christina Duftner: Psoriasis-Arthritis ist eine chronisch entzündliche Gelenkserkrankung, die mit Schuppenflechte einhergeht. Symptome sind etwa Schmerzen oder das Anschwellen beziehungsweise Steifwerden von Gelenken wie dem Knie, Ellbogen oder von Fingern. Auch die Wirbelsäule kann betroffen sein. Typisch sind zudem entzündete Sehnenansätze zum Beispiel an der Ferse im Bereich der Achillessehne oder strahlenförmige Entzündungen der Finger und Zehen – umgangssprachlich auch „Würstelfinger oder „Würstelzehen“ genannt.

Prof. Dr. Ratzinger: Die Gründe sind nicht vollkommen entschlüsselt. Psoriasis-Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Erbfaktoren eine Rolle spielen. Meist wird sie durch einen Trigger – wie Stress oder Infekte – ausgelöst. Wir wissen, dass dafür gewisse Botenstoffe wie Interleukine verantwortlich sind. Diese lösen im Gelenk Entzündungsprozesse aus.

Dr. Duftner: Gut ein Prozent der Bevölkerung in Österreich ist von dieser Erkrankung betroffen. Von den Patienten mit Schuppenflechte leiden knapp ein Fünftel unter Psoriasis-Arthritis. Meist handelt es sich dabei um jüngere Menschen – der Anteil von Frauen und Männern hält sich die Waage.

Prof. Dr. Ratzinger: Da oft zuerst die Haut betroffen ist, sind Dermatologen meist die erste Anlaufstation. Diese stellen die Verdachtsdiagnose, machen eine Blutabnahme und ermitteln die Entzündungswerte. Dann erfolgt gegebenenfalls die Überweisung zum Rheumatologen.

Dr. Duftner: Hier erfolgt eine fundierte Anamnese. Das reicht von der persönlichen Krankheitsgeschichte über die Familienanamnese bis zur Erhebung der Struktur des Befalls. Zudem ist eine genaue körperliche Untersuchung und eine Abklärung mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie wichtig – nicht zuletzt, um ähnliche Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis auszuschließen.

Prof. Dr. Ratzinger: Hausärzte sind eine gute erste Anlaufstelle. Diese kennen die Betroffenen und können die Symptome einordnen. Ist der Patient bereits wegen einer Schuppenflechte in dermatologischer Behandlung, sollte hier das Problem angesprochen werden. Hautärzte können dann auch bei der Suche nach einem Rheumaprofi unterstützen.

Dr. Duftner: Das ist je nach Schweregrad verschieden: Die Bandbreite reicht von Schwellungen einzelner Gelenke bis zur Zerstörung von Gelenken. Das wirkt sich auch auf deren Funktion aus. Betroffene können oft schlechter gehen oder greifen. Da es eine chronische Erkrankung ist, leiden sie meist lebenslang darunter. Zudem steigt das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind deshalb essentiell genauso wie ein regelmäßige kardiovaskuläre Untersuchung.

Dr. Duftner: Körperliche Aktivität ist immer gut. Es gibt sogar erste Hinweise, dass sich Bewegung günstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Zu beachten ist, dass bei einer aktiven Entzündung die Gelenke nicht übermäßig strapaziert werden. Am besten sind gelenksschonende Sportarten wie Radfahren und Schwimmen. Diese fördern die Kondition und die Ausdauer.

Wie wird Psoriasis Arthritis behandelt?

Dr. Duftner: Die Behandlung erfolgt immer im Zusammenspiel zwischen Hautärzten und Rheumatologen. Je nachdem ob Haut- oder Gelenksprobleme im Vordergrund stehen, übernimmt der dazugehörige Spezialist die Führung der Therapie.

Prof. Dr. Ratzinger: Die Behandlung erfolgt systemisch und unterbindet gezielt den Entzündungsprozess im Körper. Zu den Systemtherapien zählen Biologika wie Interleukin-Hemmer oder TNF-Alpha-Blocker. Sie werden per Pen oder Spritze verabreicht. Ebenso kommen sogenannte „small molecules“ wie beispielsweise Januskinase-Hemmer zum Einsatz. Sie werden einmal täglich als Tablette eingenommen. Die Systemtherapien führen zu einem Abklingen der Entzündung und einer Verbesserung der Hautläsionen.

Prof. Dr. Ratzinger: Da die Therapie ins Immunsystem eingreift, erfolgt zuvor ein Quantiferontest. Dieser stellt sicher, dass im Körper keine latente Tuberkulose schlummert. Auch anfallende Lebendimpfungen sind vorab zu verabreichen. Im Therapieverlauf sind regelmäßige Labortests wichtig. Dabei werden die Entzündungswerte sowie die Verträglichkeit der Therapie ermittelt.

Prof. Dr. Ratzinger: Hilfreich ist, ein Normalgewicht anzustreben. Das gilt für jedes Gelenksproblem – denn zehn Kilo weniger bedeuten eine geringere Belastung. Eingeschränkter Konsum von Nikotin und Alkohol unterstützen ebenfalls den Verlauf. Zwischen Ernährung und Psoriasis-Arthritis konnte bisher kein Zusammenhang wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Zu den Personen

Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Gudrun Ratzinger

Prof. Dr. Gudrun Ratzinger ist stellvertretende Leiterin der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Tirol. Ihre Schwerpunkte sind chronisch entzündliche Hauterkrankungen, Photomedizin und Dermatohistopathologie.

PD Dr. Christina Duftner, PhD

Dr. Christina Duftner ist Fachärztin für Rheumatologie und Oberärztin an der Universitätsklinik für Innere Medizin II der Medizinischen Universität Innsbruck. Zu ihren Schwerpunkten zählen die Gelenkssonographie, Einsatz der Bildgebung bei Großgefäßvaskulitiden sowie das Management von Polymyalgia rheumatica und Großgefäßvaskultiden.