Coronavirus: Was Menschen mitSchuppenflechte wissen sollten

Die Verbreitung des Coronavirus (medizinische Bezeichnung SARS-CoV-2) und der Coronavirus-Erkrankung (medizinische Bezeichnung COVID-19) bereitet vielen Menschen Sorgen. Patienten mit einer chronisch entzündlichen Erkrankung wie der Schuppenflechte sind verunsichert und haben viele Fragen: Bin ich besonders gefährdet? Soll ich meine Medikamente überhaupt noch nehmen? Privatdozent Dr. Wolfgang Weger, stellvertretender Leiter der Psoriasis-Spezialambulanz an der Medizinischen Universität Graz, beantwortet die am häufigsten gestellten Fragen

Dr. Wolfgang Weger: Aus bisherigen Erfahrungen weiß man, dass Patienten mit Vorerkrankungen schwerer von COVID-19 betroffen sein können als gesunde Menschen. Bei diesen Vorerkrankungen handelt es sich prinzipiell um Herzkreislauf-, Lungen-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen. Diese sind oft gepaart mit hohem Lebensalter.

Dr. Wolfgang Weger: Wenn Sie mit Schuppenflechte leben, könnten Sie den Rückschluss ziehen, auch einem erhöhten Risiko für COVID-19 ausgesetzt zu sein. Für Ihre Schuppenflechte ist das allerdings nicht bewiesen und umso unwahrscheinlicher, je besser Ihre Erkrankung kontrolliert ist. Es ist bislang nicht davon auszugehen, dass Sie leichter COVID-19 bekommen können und es ist auch nicht gewiss, ob Ihre Grunderkrankung den Verlauf von COVID-19 negativ beeinflussen würde. Wenn Ihre Erkrankung mit einer immunmodulierenden Therapie* behandelt wird, haben Sie ein geringfügig erhöhtes Risiko für schwere Atemwegsinfekte und dies gilt vermutlich auch für das Virus SARS-CoV-2.

* Das sind systemische Therapien, die Entzündungsprozesse im Körper unterbinden. Dazu gehören Tabletten und Kapseln mit unterschiedlichen Wirkstoffen wie Kortison. Auch moderne Biologika, die als Injektion oder Infusion verabreicht werden, zählen zu dieser Gruppe.

Dr. Wolfgang Weger: Klare Antwort: Nein! Setzen Sie Ihre Medikamente nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab. Ihr Arzt hat Ihnen diese Therapie verordnet, um Ihre Grunderkrankung zu kontrollieren. Sollte diese Kontrolle verloren gehen, kann das dazu führen, dass sich Ihre Grunderkrankung stark verschlechtert und Sie auf verfügbare Therapien in Zukunft vielleicht nicht mehr ausreichend ansprechen

Dr. Wolfgang Weger: Kontaktieren Sie umgehend Ihren behandelten Arzt. Bisher wurde bei Patienten mit Schuppenflechte unter einer immunmodulierenden Therapie* keine signifikant erhöhte Inzidenz von COVID-19 Infektionen im Vergleich zur Normalbevölkerung beobachtet. Wie man im Einzelfall vorgeht, hängt von den verschiedenen Medikamenten selbst ab. Sollte eine akute COVID Infektion vorliegen, sollte wie bei allen anderen Infektionen auch die Biologikatherapie pausiert werden und erst nach klinischer Remission der COVID Infektion wieder weiter fortgesetzt werden.

* Das sind systemische Therapien, die Entzündungsprozesse im Körper unterbinden. Dazu gehö-ren Tabletten und Kapseln mit unterschiedlichen Wirkstoffen wie Kortison. Auch moderne Biolo-gika, die als Injektion oder Infusion verabreicht werden, zählen zu dieser Gruppe.

Dr. Wolfgang Weger: Derzeit können vereinbarte Routinekontrollen wie geplant durchgeführt werden, sofern Sie sich gesund fühlen und Ihre Grunderkrankung unter Kontrolle ist und Sie die 3-G respektive 2-G Regel erfüllen (hier gilt allerdings zu beachten, dass die COVID Situation sehr dynamisch ist und die derzeit geltenden Zugangsregeln zu den Spezialambulanzen bzw. niedergelassenen Ärzten jederzeit an die aktuelle Situation der Pandemie angepasst werden können/müssen). Zusätzlich werden in den meisten Spezialambulanzen telefonische bzw. teledermatologische Visiten angeboten, um Unklarheiten abzuklären und die Weiterverordnungen von Medikamenten sicherzustellen. Wenn Sie sich krank fühlen und Ihre Schuppenflechte schlecht oder gar nicht kontrolliert ist, setzen Sie sich bitte unverzüglich telefonisch oder per e-mail mit Ihrem behandelnden Arzt in Verbindung.

Dr. Wolfgang Weger: Nehmen Sie am besten Kontakt mit Ihrem Hautarzt bzw. Ihrer betreuenden Spezialambulanz auf. Wenn dort niemand verfügbar ist und Ihre Beschwerden akut sind, gehen Sie nach telefonischer Rücksprache in die nächste Notaufnahme.

Dr. Wolfgang Weger: Die Spezialabteilungen in den Kliniken sind unter der Woche telefonisch, per Mail oder einige Abteilungen teledermatologisch (z.B. Universitätsklinik für Dermatologie Graz) erreichbar. Es kann in der derzeitigen Situation aber sein, dass gewisse Ambulanzen nicht an allen Wochentagen besetzt sind, auch wenn sie das üblicherweise sind.

Dr. Wolfgang Weger: Für Sie gelten die gleichen Empfehlungen der Regierung wie für alle anderen Menschen in Österreich. Halten Sie genügend Abstand, waschen Sie Ihre Hände häufig und berühren Sie nicht Augen, Nase und Mund. Tragen Sie Ihren Mund-Nasenschutz wie vorgegeben. Weitere spezielle Schutzmaßnahmen für chronisch kranke Patienten sind derzeit nicht vorgesehen.

Dr. Wolfgang Weger: Bei Biologika-Patienten muss man grundsätzlich zwischen Lebend- und Totimpfstoffen unterscheiden:

Totimpfstoffe sind unter laufender Therapie unbedenklich. Beispiele für Totimpfstoffe sind die saisonale Influenzaschutzimpfung oder die FSME Impfung, oder aber auch die aktuell zugelassenen mRNA bzw. Vektor-COVID-19 Impfstoffe.

Anders ist die Situation bei Lebendimpfstoffen – wie der Masern-Mumps-Röteln-Impfung oder der Gelbfieberimpfung. Lebendimpfstoffe dürfen bei Patienten unter lau-fender Biologika-Therapie nicht verabreicht werden. Generell gilt: Jede anstehende Impfung sollte vorab mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Zur Person

Priv-Doz. Dr. Wolfgang Weger

Priv-Doz. Dr. Wolfgang Weger ist Facharzt für Dermatologie. Das Fachgebiet von PD Dr. Wolfgang Weger umfasst klinische und wissenschaftliche Tätigkeiten mit Schwerpunkt Psoriasis. Er baute die Psoriasis-Ambulanz mit auf und ist heute stellvertretender Leiter.